Faial / Horta

Faial / Horta

29. Mai 2022 0 Von sywombat

Faial ist eine von neun Azoreninseln welche zu Portugal gehören. Die Inselhauptstadt auf Faial ist Horta und das ist in der Regel auch gleich der erste Anlaufhafen für Segler aus Amerika und der Karibik. Die Hauptstadt der Azoren ist Ponta Delgada auf der Insel San Miguel.

Horta ist sehr überschaubar und Einkaufmöglichkeiten für Mensch und Schiff sind problemlos zu Fuss erreichbar. Möchte man jedoch etwas mehr von der Insel erleben, lohnt es sich ein Mietauto oder ein Fahrrad zu mieten. Wir haben uns bei einem kleinen Fahrradverleih und Reparaturwerkstatt zwei Mountainbikes gemietet. Der Besitzer des Fahrrad Shops war dann so freundlich uns mit seinem Kleinbus und den beiden Bikes zum höchsten Vulkan der Insel, den Cabeço Gordo 1043m zu fahren. Den Krater dieses Vulkans nennt man die Caldera, hat einen Durchmesser von 2km und ist etwa 500m tief. Bei unserem Besuch beglückte uns schönes Wetter mit einem wunderbaren Rundumblick, anscheinend ist das eher ungewöhnlich da der Cabeço Gordo meistens eine dicke Wolkenmütze aufhat. Die Kraterwanderung um den Calderon dauert gute 3 Stunden, muss man aber unbedingt machen, feste Schuhe sind empfohlen. Gerade im Frühling ist die Vegetation geschmückt mit einem schönen Blumenflor. Auf der Insel sind die blauen Hortensien dominierend, dessen Hauptblütezeit jedoch erst etwas später im Frühling ist.

Nach der 3-stündigen Wanderung durften wir dann die 1-stündige Abfahrt zurück nach Horta geniessen.

Harry, ein Deutscher Segler mit einem Yachtservice Unternehmen auf Horta, arbeitet jeden Tag ganz in der Nähe unseres Liegeplatzes für ein Schiff mit gebrochenem Ruderblatt, passiert bei einer Kollision mit einem Wal. Von Harry erhalten wir immer wieder gute Tipps und er empfiehlt uns einen guten Mechaniker der uns bei unserem grossen Motorenservice unterstützt und eine neue 140Ah Batterie organisiert. Wir mussten noch das defekte Decklicht ersetzen und die alte, rostige und nur noch teilweise funktionierende Bilgen Pumpe auswechseln. Den Windgenerator können wir leider nicht mehr reparieren, es würde zu lange dauern die nötigen Ersatzteile aus England nach Horta zu importieren. Mit wieder voller Batteriekapazität steht einer Weiterfahrt dennoch nichts mehr im Wege.

Von unserem Liegeplatz aus haben wir einen tollen Blick auf «Pico» dem mit 2351m höchsten Vulkan auf den Azoren. Pico liegt auf der gleichnamigen Insel Pico und befindet sich etwa 10Km südöstlich von Faial. Pico präsentiert sich uns jeden Tag immer wieder aufs Neue. Einmal ohne Wolken, dann mit schnell umkreisenden Windwolken, dann mit Nebelschwaden umhängt oder wieder halbtransparent regnerisch, wir geniessen den Ausblick jedesmal.

Entlang der Südküste der Insel Faial hat es verschiedene «Pools» geformt von Lava, Wasser und Wetter über tausende von Jahren. Diese Pools werden von den Einwohnern zum Baden, Grillieren und sonstigem Zusammensein genutzt. Die natürlichen Meerespools füllen sich bei auflaufender See täglich neu und werden bei Seegang immer wieder mit frischem Wasser «gespült». Man findet immer wieder verschiedene Meeresbewohner darin, unter anderem auch häufig die «Portugiesische Galeere». Diese sollte man nicht anfassen da ihr Nesselgift sogar nach ihrem Tod noch für Tage gefährlich sein kann. Die Portugiesische Galeere ist ein sehr interessantes Geschöpf, wir haben uns sagen lassen, dass sie eigentlich gar kein einzelnes Tier sei, sondern eine vorgegebene zusammengewachsene Zweckgemeinschaft verschiedener Tiere (Polypen) wovon jedes eine bestimmte Aufgabe zugeteilt bekommt. Mehr darüber findest du auf Wikipedia – sehr lesenswert!

Zum Abschluss unseres Aufenthalts auf Faial besuchen wir noch das alte Walfang Museum «Porto Pim Whaling». Der Walfang spielte lange Zeit auf Faial, wie auch auf allen anderen Azoreninseln, eine wichtige wirtschaftliche Rolle und die «Porto Pim Whaling Factory» wurde 1942 in Betrieb genommen während dem 2. Weltkrieg. Der gewonnene Waltran diente unter anderem auch zur Herstellung von Nitroglycerin, einem bedeutenden Sprengmittel während dem 1. Und 2. Weltkrieg. Während der Zeit von 1850 bis 1950 wurden viele Walarten fast bis zur Ausrottung dezimiert und trotz heutigem Artenschutz und Walfangverboten wird es noch sehr lange Zeit dauern bis sich deren Bestände wieder erholen, ein trauriges Kapitel der Frühzeit unserer Industrialisierung… 1987 wurde der letzte Wal vor Horta getötet. Die Jagd auf ihn ist dokumentarisch in Bild und Ton festgehalten, sein Skelett kann man nebst vielem anderem im Walmuseum bestaunen. Das Museum wurde in die ursprüngliche Walverarbeitungsfabrik hineingebaut und gibt einen tiefen Einblick in die, aus heutiger Sicht, schreckliche Jagd auf diese wunderbaren und grössten Säugetiere auf unserem Planeten.

Während unserem Aufenthalt auf Faial haben wir einen ganz kleinen Einblick in das Leben dieser Insel bekommen, konnten etwas ausspannen, verschiedene Reparaturen und Unterhaltsarbeiten am Schiff erledigen und uns auch sportlich wieder etwas aktivieren. Nun heisst es jedoch wieder Abschied nehmen. Bevor wir losfahren, müssen auch wir noch unseren Aufenthalt auf Horta mit SAILAVIE durch ein Bild im Hafen verewigen, genauso wie bereits unzählige Segler vor uns.